StarCapital AG – Marktkommentar März 2018
Die Rückkehr der Volatilität
Sehr geehrte Anlegerinnen,
sehr geehrte Anleger,
über 18 Monate stiegen die globalen Aktienmärkte, teilweise wie an der Schnur gezogen, und ohne einen Hauch von Volatilität. Die risikogewichtete Überrendite des US-Aktienindex S&P 500 gegenüber dem 10-jährigen Staatsanleihezins (Sharpe Ratio) stieß in historische Sphären vor. Nach einem starken Jahresbeginn lösten dann aufkommende Zinsängste im Zusammenhang mit einem Anstieg der US-Stundenlöhne eine heftige Korrektur aus. Nach einer kurzen Gegenbewegung sorgten die protektionistischen Pläne des US-Präsidenten für eine zweite Abwärtswelle. Aktuell scheinen wir uns in einer erneuten Erholungsbewegung zu befinden.
War das bereits das von vielen ersehnte Atemholen des Marktes mit der Chance auf günstige Nachkaufgelegenheiten?
Zur Beantwortung der Frage befassen wir uns zunächst mit der Zinsthematik. Aktuell ist der Anstieg der Stundenlöhne in den USA bereits wieder auf 2,6 % zurückgegangen. Eine Anhebung der Mindestlöhne, Vollbeschäftigung infolge der starken Konjunktur und der demografischen Entwicklung (Baby Boomer gehen in Rente) lassen jedoch ein weiteres Anziehen der Löhne erwarten. Dies gilt analog auch für die Länder Nordeuropas, Japan und China. Nach einer UN-Studie sinkt bereits in wenigen Jahren die arbeitsfähige Bevölkerung weltweit mit Ausnahme von Afrika und Indien. Dieser Mangel an insbesondere qualifizierten Arbeitskräften kann vermutlich nur zum Teil durch Produktivitätsgewinne infolge der voranschreitenden Digitalisierung und Automatisierung kompensiert werden.
Zusätzlich haben vor eineinhalb Jahren die Rohstoffpreise begonnen, ihre fünfjährige Megabaisse hinter sich zu lassen. Aufgrund dramatischer Einschränkungen der Investitionen und eines Rückgangs der Kapazitäten im Minensektor ist angesichts des starken Wachstums der Weltwirtschaft und des rasanten wirtschaftlichen Aufkommens Indiens mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen. Das moderate, aber nachhaltige Come-back der Inflation bedeutet, dass die Zinswende bereits hinter uns liegt. Der Abbau der Anleihekäufe durch die wichtigsten Notenbanken und der weitere Anstieg der globalen Staatsverschuldung verstärken zusätzlich den Trend steigender Zinsen. Die kreditfinanzierte US-Steuerreform erhöht wie in der Reagan-Ära das Angebot an US-Staatsanleihen. Für die Rentenmärkte ist dies kein gutes Omen. Unterbrochen von kurzen Erholungsbewegungen werden die Zinsen in den meisten Industrieländern weiter steigen. Profitieren kann man von dieser Entwicklung mit Short-Positionen in Zinsfutures und inflationsindexierte Anleihen (sog. „Linkern“). Das größte Risiko im Rentensegment liegt jedoch im Hochzinsanleihebereich, früher auch als „Junk Bonds“ bezeichnet. Steigende Zinsen, kombiniert mit einem leichten Rückgang der wirtschaftlichen Dynamik, könnten angesichts der niedrigen Liquidität in diesem Bereich zur Katastrophe führen. Das Tor aus diesem Segment ist so klein, dass bei einer Massenpanik nur wenigen die Flucht gelingen wird.
Um die hohe weltweite Staatsverschuldung managen zu können, werden die Notenbanken alles dafür tun, dass der Zinsanstieg nicht aus dem Ruder läuft. Nur niedrige oder am besten negative Realzinsen gewährleisten, dass die Budgetdefizite unter Kontrolle bleiben. Die Finanzrepression wird uns nicht mehr verlassen. Trotz anziehender Inflation werden 3-4 % Zinsen und nicht 6 % wie in der Nachkriegszeit zum „New Normal“. Dies entspricht auch eher dem „Old Normal“, wenn man die US-Historie des Jahrhunderts vor dem 2. Weltkrieg als Maßstab heranzieht.
Was heißt das für die Aktienmärkte? Grundsätzlich ist ein limitierter Zinsanstieg bei anhaltend guter Konjunktur und attraktiven Gewinnsteigerungen der Unternehmen kein großes Problem für die Aktienmärkte. Kapitalverlagerungen vom Renten- zum Aktienmarkt sorgen sogar für eine positive Marktentwicklung. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch, denn in der Regel führen steigende Zinsen zu einer erhöhten Volatilität. Davon haben wir bereits im Januar und Februar einen ersten Vorgeschmack bekommen.
Als weiterer Volatilitätsauslöser ist die neue protektionistische Politik der Trump-Regierung hinzugekommen. Die bisher verkündeten „Schutzzölle“ für Stahl- und Aluminiumimporte betreffen zwar lediglich 1,5 % der gesamten US-Importe, dennoch kann eine weitere Eskalation gegenseitiger Handelsbelastungen (Zölle) erneute Irritationen an den Aktienmärkten auslösen. Aufgrund des nachlassenden monetären Rückenwinds für die Kapitalmärkte rückt die Gewinnentwicklung immer mehr in den Vordergrund. Angesichts der starken Konjunktur ist diese weltweit auf historisch überdurchschnittlichem Niveau. Da am aktuellen Rand die bisher sehr starke Dynamik der Weltwirtschaft etwas nachlässt, muss jedoch von einer Normalisierung der Gewinnsteigerungen zurück in den einstelligen Bereich ausgegangen werden. Auch dies kann zu temporären Kursrückgängen an den Aktienmärkten führen, die beispielsweise den Deutschen Aktienindex DAX durchaus unter die 11.000 Punktemarke fallen lassen können. Obgleich wir während der beiden Korrekturen des Jahres 2018 bereits selektive Neukäufe getätigt haben, halten wir den Großteil unseres Pulvers (Kasse) trocken. Spätestens aber bei weiteren 10- bis 15 %-Korrekturen würden wir das dann sehr attraktive Bewertungsniveau zu einem Kompletteinstieg nutzen.
Wo sehen wir neben Deutschland bzw. Europa die besten Einstiegschancen? In den Schwellenländern, für uns der „place to be“ in den nächsten Jahren! Eine faire Bewertung, Unterinvestition der internationalen Großanleger, ein günstiges monetäres Umfeld sowie eher unterbewertete Währungen machen diese Länder außerordentlich attraktiv und bieten enormes Nachholpotential. Daneben Japan, insbesondere nach den bereits heftigen Korrekturen dieses Jahres.
Interessante Einzelwerte finden wir im Grundstoff-, Energie- und Finanzsektor. Zuletzt haben wir auch bereits in der über viele Jahre heftig gebeutelten Versorgerbranche weitere Positionen aufgebaut. Der begonnene Reflationierungs- und Zinsanstiegstrend lässt starken Rückenwind für den von uns präferierten Value-Anlagestil aufkommen.
Wir freuen uns, dass wir von Lipper auf Basis der Wertentwicklung der letzten drei Jahre zum besten deutschen „Mischfondshaus“ in der Kategorie der kleinen wendigen Vermögensmanager gekürt wurden. Dies ist uns Ansporn, die exzellente Performancehistorie des Hauses StarCapital auch in der Zukunft fortzusetzen.
Einen warmen Frühling nicht nur an den
Börsen wünscht Ihnen
Ihr Manfred Schlumberger
Herausgeber: StarCapital AG, Kronberger Str. 45, D-61440 Oberursel